Zwei Stunden mit Timor
Zwei Stunden mit Timor

Zwei Stunden mit Timor

Zwei Stunden mit Timor

Ich sitze am Computer und bearbeite mit InDesign ein Dokument, als mein Partner sich umdreht und mir mitteilt, dass eine gemeinsame Freundin heute doch nicht zu Besuch kommt. Eigentlich wollten die beiden zusammen joggen gehen, aber ihr geht es nicht gut. Ich nehme seine Information zur Kenntnis und arbeite weiter. Dann sage ich, ohne groß drüber nachzudenken: „Lass uns doch stattdessen gemeinsam spazieren gehen.“ 

Ich schlage kurz darauf den Wohler Park vor, da ich diesen Park noch nicht kenne, auch weil wir am kommenden Sonntag dort picknicken wollen und fremde Orte für mich per se grundsätzlich mit Schwierigkeiten verbunden sind. Damit die Anreise am Sonntag entspannter ablaufen soll, fühlt sich eine Vorab-Hinfahrt richtig an. Mein Partner stimmt zu. In diesem Moment bemerke ich, wie sich mein Bauch zusammenzieht und es schmerzt. Ich lache auf. Ich lache nicht, weil es witzig ist, dass ich Bauchschmerzen habe, ich lachte, weil. Ja, warum? – „Rate mal, was gerade passiert ist: Ich habe Bauchschmerzen bekommen. Wie dumm. Ich meine, warum? Bis eben war doch noch alles gut! Und nur weil wir gleich los wollen, meint mein Körper, jetzt diesen Mist abziehen zu müssen. Meine Angst kann man doch echt nicht mehr Ernst nehmen.“ 

Ich ziehe mich an und packe meine Notfall-Tasche ein. In der Tasche befinden sich Pfefferminztropfen, um daran zu riechen; Feuchttücher und Desinfektionsmittel, falls ich auf die Toilette muss; Kopfhörer, um mir notfalls Regengeräusche auf die Ohren zu packen; eine Packung Alprazolam-Tabletten, falls meine Angst völlig eskalieren sollte; das Attest zur Maskenbefreiung meiner Therapeutin und einen Igelball, damit ich etwas zum Wehtun habe, das mich aber nicht verletzt.

Obwohl ich schon auf Toilette war, muss ich wieder. Es kommen nur wenige Tropfen – Angstpipi nenne ich das. Ich werde nervös, denn Jens spielt immer noch am Computer. „Komm’ schon. Mach das Spiel aus. Lass uns los, damit wir noch Sonne haben, wenn wir im Park ankommen.“ 

Ich leine meinen Hund Benjamin an, nehme meinen Rucksack über die Schulter und wir gehen los. Noch sieht mein Hund ganz zufrieden aus, aber ich kenne ihn, er mag es genau so wenig, ÖPNV zu fahren, oder sich in einer fremde Umgebung zu befinden wie ich. Ein paar Dinge haben wir in der Tat gemeinsam. Wir schlafen sehr gerne, liegen sehr gerne rum, mögen die Fremde nicht, finden Fahrten mit Bus und Bahn blöd und haben allgemein einen eher nervösen Charakter.