Natürliche Verhütung? Aber sicher!
Natürliche Verhütung? Aber sicher!

Natürliche Verhütung? Aber sicher!

Eine echte Alternative

Zum Schluss möchte ich ein Plädoyer dafür aussprechen, die symptothermale Methode als echte Alternative zu anderen Verhütungsmethoden anzusehen.

Sicherlich ihr größter Vorteil: Sie ist völlig nebenwirkungsfrei! Dieser Aspekt kommt natürlich vor allem für Menschen zum Tragen, bei denen die Einnahme von Hormonen deutliche Nebenwirkungen hervorruft, oder die aus gesundheitlichen Gründen nicht hormonell verhüten können. Für diese Gruppe sind die Möglichkeiten an Verhütungsmitteln immer noch vielfältig, aber dennoch eingeschränkt.

Entgegen einiger Mythen funktioniert die symptothermale Methode auch bei einem unregelmäßigen Zyklus und ist mit einem Pearl-Index(1,2) von 0,4-0,6 sehr sicher (klassiche Variante mit Verzicht auf Sexualpraktiken mit Schwangerschaftsrisiko in der fruchtbaren Phase). Außerdem kann sie – das nötige Wissen vorausgesetzt – sehr gut auf individuelle Wünsche und Gegebenheiten angepasst werden.

Das durch die symptothermale Methode erlernte Wissen befähigt dazu, selbstständig kompetente Entscheidungen zu treffen. Bei der Anwendung der symptothermalen Methode ist es auch nötig, Entscheidungen sehr bewusst abzuwägen. Das ist in vielerlei Hinsicht positiv und ermöglicht ein selbstbewusstes und selbstbestimmtes Handeln.

Wer die symptothermal Methode anwendet, beschäftigt sich mit den Vorgängen im eigenen Körper und lernt diese viel besser kennen. Das kann eine große Bereicherung sein und ein positives Körpergefühl stärken. Beim Erlernen der Methode hat es mich beinahe schockiert, wie wenig wir üblicherweise über den weiblichen Zyklus wissen. Ein solches Unwissen sollte meiner Ansicht nach nicht selbstverständlich sein. Wieso lernen wir also eigentlich nicht schon in der Schule mehr zu diesen wichtigen Dingen, die uns so unmittelbar betreffen? Nun gut, sie betreffen etwa die Hälfte von uns unmittelbar. Alle anderen allerdings werden davon ja auch tangiert, sobald sie sich um Verhütung Gedanken machen – oder einfach so ein tieferes Interesse für die Körper ihrer Mitmenschen entwickeln.

Apropos Interesse: Bei der symptothermalen Methode ist es hilfreich, den Partner mit einzubeziehen. Über den eigenen Körper zu sprechen, gemeinsam persönliche Abwägungen zu treffen und sich über sexuelle Bedürfnisse zu unterhalten, kann sich sehr positiv auf eine Beziehung auswirken. Der Austausch kann dabei helfen, einander auf vielen Ebenen besser zu verstehen und fördert eine positive und entspannte Einstellung zum eigenen Körper und zur Sexualität. Sich in einer Partnerschaft im „Teamwork“ gemeinsam um das Thema Verhütung zu kümmern, kann das Gemeinschaftsgefühl verstärken und zeugt von gegenseitiger Wertschätzung.

Und auch ein weiterer Aspekt sollte nicht ungeachtet bleiben: Hormonelle Verhütungsmethoden sind ein starker Eingriff in den Körper und schmälern dadurch auch häufig die sexuelle Lust. Sehr viele Frauen berichten davon, dass sie nach Absetzen von Pille oder Hormonspirale deutlich mehr Libido verspüren. Für einige Menschen hat das sehr starke Effekte, denn es geht nicht nur um die Lust am Sex ansich. Eine erhöhte Libido bringt schließlich meist auch mehr Kraft, Vitalität, Selbstbewusstsein und Tatendrang mit sich. Ein sehr schöner allmonatlicher Zustand!
Dazu braucht es nun natürlich nicht zwingend die symptothermale Methode. Man kann auch einwenden, dass das ja ziemlich kontraproduktiv sei: Mehr Lust bei gleichzeitigem Sex-Verbot während der fruchtbaren Phase? Allerdings kann man das Sex-Verbot auf verantwortungsvolle Art „umgehen“, wie oben schon erwähnt wurde – so kreativ zu werden kann auch viel Spannung und Spaß mit sich bringen. Außerdem löscht der Verzicht auf penetrativen Sex die meisten positiven Effekte einer erhöhten Libido ja nicht aus, und er kann im besten Fall sogar dazu führen, dass sie länger anhält.

Wenn man den eigenen Zyklus genau beobachtet, hilft das im Übrigen nicht nur dabei, eine Schwangerschaft zu verhindern. Es lässt sich auch prima eine herbeiführen, wenn man denn möchte!

Die symptothermale Methode ist also nicht perfekt, sondern hat ihre Vor- und Nachteile. Sie kann aber problemlos mit anderen Methoden (z.B. Pille, Spirale, Kondome) mithalten. Sie erweitert die Palette an seriösen Möglichkeiten zur Empfängsnisverhütung. Leider ist sie aus meiner Sicht deshalb viel zu unbekannt.

Wer auf der Suche nach einer neuen Verhütungsmethode ist, sollte sie ernsthaft als seriöse Alternative in Erwägung ziehen!

Titelbild: August de Richelieu (pexels)

Bildquelle, Zervixschleim: https://trainyabrain-blog.com/2019/05/zervixschleim-auswerten-und-schwanger-werden/

Bildquelle, Ablauf eines Zyklus: https://www.bionorica.de/de/gesundheit/frauengesundheit

(1) Für den Artikel verwendete Quelle und Literaturempfehlung:
Natürliche Familienplanung heute; Raith-Paula, Frank-Herrmann, Freundl, Strowitzki; Springer-Verlag, ISBN 978-3-642-29783-0

(2) Quellen für die angegebenen Zahlenwerte und weitere Informationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pearl-Index#Methodensicherheit_vs._Anwendungssicherheit
https://www.apotheken.de/krankheiten/hintergrundwissen/10370-pearl-index
https://www.pressetext.com/news/falsche-zahlen-ueber-wirksamkeit-von-pille-und-natuerlicher-familienplanung.html

(3) Weitere Quellen:
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/verfahren/natuerliche-familienplanung-200343
https://www.cyclotest.de/muttermund/