Los Nachtigall…!
Classic Passion in Hamburg war eine hypnotisierende, begeisternde Vorstellung. Ich habe es absolut geliebt.
Für diejenigen, die nicht dabei waren: Es war eine XelK-Aufführung in der Freien Akademie der Künste in Hamburg am 25. November 2022. Das XelK-Kollektiv trat auf, begleitet von Klavier- (auf dem Steinway des Hauses), Oboen-, Flötenmusik von „Trio La Boom“ aus Bremen. Eine Malerin stand neben der Bühne und malte das Bühnenbild. Oh, ich habe die Musik so sehr geliebt! Ich mochte auch die Aufführung, aber die Musik hat mich in ihren Bann gezogen.
Das Hauptthema war Arthur Schnitzlers Traumnovelle, zu der wir einige Texte hörten, die von den BDSM-Performenden interpretiert wurden. Während Schostakowitschs Jazz-Suite gespielt wurde, wurden fünf andere Darsteller von einem sechsten zu einem ausgedehnten Drill mit Gor-Sklavenpositionen gezwungen. Sehr schön. Der Schostakowitsch war – natürlich – eine Anspielung auf Stanley Kubrick (siehe: Eyes Wide Shut). Es gab so viele Eindrücke, dass ich sie nicht alle aufschreiben kann. Es gab eine sehr schnell agierende und böse aussehende Seilkünstlerin / Riggerin. Eine Person war zu einer Lampe gefesselt, eine andere zu einem Stuhl und eine dritte zu einem Tisch, um der Erzählerin einen Platz zum Sitzen und zur Ablage ihres Mikrofons zu bieten. Es wurde atemberaubend schönes Latex gezeigt. Die Musik, die mit Schubert und Telemann fortgesetzt wurde, gipfelte in einer Uraufführung einer Komposition von Dong Zhou. Die Oboe kreischte, das Klavier wurde durch Greifen in die Saiten gespielt und seltsame melodische Körpergeräusche wurden durch Stethoskope erzeugt, die die Musiker in ihre Münder gesteckt hatten. Am Ende breitete sich Bondage / SM wie ein Krebsgeschwür auf die Musizierenden aus, die so sehr darin gefesselt waren (oder verprügelt wurden), dass sie ihre Instrumente nicht mehr spielen konnten und das ganze Stück in Klamauk zerfiel. Brillant. Stehende Ovationen.
Obwohl es keine Kleiderordnung gab, hatten sich die meisten Zuschauenden in Schale geworfen, was ebenfalls zu der festlichen und einzigartigen Atmosphäre beitrug. Es war eine so wunderbare Mischung von Kunstformen, dass alle, auch die wenigen Vanillas im Publikum, etwas davon gehabt haben dürften.
Da das Fotografieren verboten war, wird es nur die Bilder geben, die das Team gemacht hat. Ich denke, das hat die einzigartige und konzentrierte Stimmung nur noch verstärkt. Wahrlich, jede Minute im Leben ist einmalig und kommt nie wieder zurück. Auch dieser Abend nicht. Dies ist kein Grund für Kummer sondern Anlass zu Freude über das Geschehene. Das, was wir unser Leben nennen, existiert ohnehin nur durch Erinnerungen.