Ich war damals mit dem Auto auf dem Weg zur Rentenkasse, um mich befragen zu lassen, ob ich krank genug sei, um die Rente auf Zeit zu bekommen. Ich war gute 40 bis 50 Minuten von meinem Zuhause entfernt, als ich, gestresst wie ich war (ich sollte ja beurteilt werden), zur Seite blickte und bemerkte, dass ich mich am Arsch der Welt befinde; keine Toilette und keine sichtbare Hilfe in der Nähe.
Wie in der Grafik erklärt: meine allgemeine Anspannung war aufgrund meiner Erkrankungen generell schon recht hoch. Die Befragung durch die Rentenkasse baute Druck auf, was meine Anspannung noch weiter nach oben trieb. Es reichte daher nur eine kleine Sache aus, um über meine Angstschwelle zu gehen. Der Gedanke an eine potentielle Hilflosigkeit reichte aus, um in eine Panikattacke zu geraten.
Panikattacken in Filmen und Serien
Die Darstellung von Panikattacken in Film und Fernsehen ist oftmals unrealistisch. Was man oft sieht: Eine Person hyperventiliert und eine andere Person hält oder schüttelt die in Panik geratene Person und sagt „Bleib ruhig.“ oder „Atme“. Daraufhin wird die Person urplötzlich ruhig und alles ist wieder gut.
Zum einen hyperventiliert nicht jede Person, die eine Panikattacke hat. Es gibt auch Menschen, die sind ganz ruhig und still und man merkt ihr nicht an, was gerade los ist. Zum anderen funktioniert das so einfach nicht. Druck auf den Menschen auszuüben, hilft nie – egal in welcher Lebenslage jemand steckt. Das Schlimmste, was man mir antun könnte, wäre, mir zu sagen, dass ich ruhig bleiben oder dass ich mich nicht anstellen soll.
Um einer Person aktiv zu helfen, wenn sie eine Panikattacke hat, ist anderes nötig: Hör ihr zu, gebe ihr Raum und lasse ihr Zeit. Stelle gerne einfache Fragen, wie „Brauchst du etwas zu trinken?“ oder „Möchtest du in den Arm genommen werden?“ Die Person, die sich in einer Panikattacke befindet, wird dir entweder antworten, was sie braucht, oder gar nicht antworten, weil sie es gerade nicht kann. Du kannst der Person auch anbieten, gemeinsam mit ihr zu atmen; folgende Atemübung ist hilfreich: Beim Einatmen durch die Nase bis 4 zählen, den Atem halten, während man bis 6 zählt, und durch den Mund ausatmen, während man bis 8 zählt.
Sei nicht genervt von der Situation oder verärgert, wenn die Person deine Hilfe nicht annehmen kann oder mag. Lass es sein, mit den dummen Sprüchen „Alles wird wieder gut“, „So schlimm ist es doch gar nicht.“, „Es ist doch gar nichts passiert.“
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Menschen durch Panikattacken zu helfen.
Zwischen Überleben und Sterben
Eigentlich ist Angst eine normale und überlebenswichtige Reaktion auf Gefahr. Sie soll Menschen helfen, die Ursache der Gefahr auszuschalten oder ihr zu entkommen – Angriff oder Flucht. Stehen jedoch Angstgefühle in keinem angemessenen Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung und beeinträchtigen den Alltag der Person, so spricht man von einer Angststörung.
Angststörung ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen im Zusammenhang mit Angst. Hier nur eine Auswahl:
– Panikstörung: Im Unterschied zur Panikstörung, bei der die Panikattacken ohne Auslöser auftreten, werden die Ängste bei den Phobien durch spezifische Situationen verursacht.
– Spezifische Phobie: Angst vor einzelnen Dingen, wie Spinnen, Hunden oder Spritzen, oder Situationen, wie Fliegen oder Auto fahren
– Agoraphobie: Angst vor engen Räumen, Menschenmengen und/oder weiten Plätzen
– Generalisierte Angststörung: Lang anhaltende Ängste und Sorgen, die zu Anspannung, innerer Unruhe und Nervosität im Alltag führen. Von einer Generalisierten Angststörung spricht man, wenn Ängste und Sorgen länger als 6 Monate anhalten.
– Sozialphobie: Ausgeprägte und lang anhaltende Angst vor Situationen, in denen eine Konfrontation mit (unbekannten) Menschen oder eine Leistungsbeurteilung stattfinden könnte. Betroffene befürchten dabei, dass sie ein demütigendes oder peinliches Verhalten an den Tag legen (beispielsweise Erröten oder Stottern) oder von anderen negativ bewertet werden.
(Kleine Off-Topic-Info: Anhand der Liste lässt sich recht einfach Schlussfolgern, weswegen man nicht von Homo>phobie< spricht. Denn eine Phobie geht mit starken Ängsten einher. Menschen, die homosexuelle Menschen hassen, haben keine Angst. Deswegen spricht man von Homofeindlichkeit.)