Von Karl zu Karoline

Von Karl zu Karoline

Sexuelle Begegnungen in Zeiten der Pandemie: Ich klappe den Rechner auf.

Wirklich getroffen haben wir uns erst ein einziges Mal, als letzten Sommer die Infektionszahlen niedrig waren. Wir waren spazieren.

Immer gehen alle spazieren“ schimpfe ich vor mich hin. Spazieren kann eine wunderbare Angelegenheit sein, aber inzwischen ist es zu einer tristen Endlosschleife geworden – wie frustrierend. Aber der Spaziergang mit dir war interessant und das war ganz besonders einem Detail zu verdanken: Dem Hervorschauen seidener Strümpfe an deinen schlanken Knöcheln.

Nach außen sahst du aus wie ein unscheinbarer junger Mann, freundlich, vielleicht ein wenig zu überschwänglich beim Sprechen. Während wir uns lang unterhielten, liefen wir über matschigen Waldboden. Es war regnerisch, und mir tat es leid, dass deine weißen Schuhe denkbar ungeeignet für den Weg waren, den ich ausgesucht hatte. Beim Blick auf deine Füße fiel mir sofort der schwarze, halbdurchsichtige Stoff um deine Knöchel auf. Ich verbarg mein Lächeln.

Später, als ich dich auf meine Beobachtung ansprach, warst du überrascht und beeindruckt, dass ich deine Strümpfe so leicht erkannt hatte. Du kannst so naiv sein. Und dieser niedliche Blick fleht mich regelrecht an, dich zu dominieren. Dafür bin ich ein wenig dankbar. Schließlich bewege ich mich normalerweise auf der submissiven Seite des Spielfeldes. Doch der Eifer in deinen Gesten, das Weiche in deiner Stimme, das Flehen in deinen Augen: das macht es mir leicht, die Seite zu wechseln.

Heute also per Video. Du verspätest dich, weil es länger als gedacht dauert, bis du dich fertig gemacht hast. Mich ärgert das ein wenig. Es war ehrlich gesagt ziemlich absehbar, dass die eingeplante Zeit nicht ausreicht. Aber man kann dir von mir aus zugutehalten, dass ich als Frau einfach mehr Erfahrung damit habe, mich stundenlang zurecht zu machen.

Die letzten drei Tage bist du keusch geblieben. Seit einer Stunde trägst du deinen glitzernden Analplug und wirst du Stück für Stück von Karl zu Karoline: Du berichtest mir, wie du dir Strümpfe über die glattrasierten Beine streifst. Dazu ziehst du den schwarzen BH aus Spitze an, den ich so gern an dir sehe. Ein Slip ist nicht erlaubt, dezente Schminke aber erwünscht. Ich stehe auf die Kombination aus weiblichen und männlichen Attributen. Dein Körper ist von erregender Vielfalt, wandelbar, besonders. Es gibt so viel an ihm zu entdecken.

Deine Kamera geht an. Du trägst ein Halsband. Als du anfängst zu sprechen, zittern deine Lippen, und deine Stimme bricht vor Aufregung.

Wie niedlich. Du wirkst jetzt schon hilflos.

Ich bin nett und helfe dir ein bisschen. Aber zu einfach mache ich es dir nicht: Meine Fragen geben dir zwar etwas mehr Sicherheit, sind aber alles andere als leicht zu beantworten. Du bemühst dich sehr und verrätst mir, ohne es zu merken, auf was ich beim Spiel achten sollte.

Als du mir beschreiben musst, welche Stelle deines Körpers du gerade hässlich findest, ruhen meine Augen ruhig auf deiner entblößten Haut.

Später kniest du dich bereitwillig für mich auf den Boden. Du bist ein wenig verwirrt, als ich möchte, dass du mit Daumen und Zeigefinger deine herausgestreckte Zunge zusammendrückst. Ich weiß, wie weh das tut, und weise dich an, die Intensität zu variieren. Du zuckst angestrengt zusammen. Um deine leidenden Augen bilden sich kleine Falten.

Ach, das ist so schön effektiv“, denke ich ein wenig amüsiert. Es überrascht mich jedes Mal, wie sehr es mich entspannt, dich zu dominieren. Ich lobe dich: „Du machst das ganz hervorragend! Übrigens ist der Lippenstift gut gewählt, und mir gefallen deine hübschen schlanken Beine, meine Süße…

Danke“, flüsterst du, den Blick schüchtern auf den Boden gesenkt. 

Später zeigst du mir deine Dildos, der Größe nach aufgereiht. Du beschreibst sie und hältst sie mir eifrig in die Kamera: unterwürfig, diszipliniert, bemüht. Ich sage dir, dass ich gleich einen aussuchen werde, mit dem wir dich ficken. Du schluckst. Dein Kehlkopf tritt hervor und das Halsband schmiegt sich noch ein wenig enger an deine Haut.

Aber bevor wir das kleine Fickstück bedienen, ist noch eine andere Aufgabe dran: Du klickst auf den Link, den ich dir geschickt habe. Dahinter verbirgt sich ein Porno, in dem eine Frau ihren Mann mit einem Umschnalldildo penetriert. Du wirst dich jetzt wieder knien, die Arme eng hinter dem Rücken verschränkt. Schau ihn dir genau an. Atme tief. Du wirst dich selbstverständlich nicht anfassen!

Brav tust du, was ich dir sage und bleibst die gesamten zehn Minuten diszipliniert. Dein Penis richtet sich auf, er steht schön und prall, aber ich ignoriere das. Es geht hier schließlich erst einmal um deine weibliche Seite. Als das Video vorbei ist, frage ich dich nach deiner Phantasie von Sex mit einem dominanten Mann. Du beschreibst mir ein wenig verschämt, wie sehr du dir wünschst, dass dein trainierter Hintern hart und tief von einem großen Schwanz genommen wird. Da fällt mir auf, wie wichtig es mir ist, dass Karoline nicht nur eine submissives Fickstück ist, sondern auch eine aufgeklärte Frau sein kann. Also erläutere ich ihr, dass ein guter Dom natürlich hart, aber niemals rücksichtslos wäre. Ich lasse Karoline versprechen, dass sie das berücksichtigt und sich nicht auf Machos einlässt. „Zum Sexobjekt wirst du nur für Männer, die dich außerhalb des Spiels als Person respektieren und sich bewusst sind, welches Geschenk du ihnen mit deiner Unterwerfung machst. Vergiss das nicht, ja?

Du darfst jetzt deinen Analplug entfernen. Ich weise dich an, die Augen zu schließen.
“Leg deine rechte Hand an dein linkes Knie. Fahr’ langsam mit deinen Fingern auf der Innenseite des Oberschenkels nach oben. Genau. Konzentrier dich darauf, wie sich der Stoff deiner Strümpfe anfühlt. Berühr‘ den Rand aus Spitze, streichle mit deinen Fingerkuppen über den feinen Stoff und die zarte Haut deiner Schenkel. Atme tief ein. Leck‘ mit deiner Zunge sanft über deine Lippen. Schmeckst du den Lippenstift? So, genau so, fühlt sich eine richtige feminine Sub.

Öffne die Augen und nimm den Dildo mit Saugnapf. Blas ihn für mich.

Du lässt ihn tief in den Mund gleiten. Hingebungsvoll bewegst du deinen Kopf vor und zurück, vor lauter Eifer ein wenig zu schnell für meinen Geschmack. Du lässt ihn so tief in deinen Hals eindringen, dass du keine Luft mehr bekommst. Selbstvergessen stößt dein Kopf vor und zurück, deine Lippen schließen sich fest um das harte Material. Du bist so versunken, dass du meiner Kontrolle für ein paar Sekunden entgleitest. Ich lächle.
Langsam. Nimm ihn noch einmal tief und zieh deinen Kopf dann ganz langsam zurück. Kreis‘ mit deiner Zunge nochmal um die Eichel. Ja so, so ist gut.

Ich fühle meinen Herzschlag in den Schamlippen. Sie sind angeschwollen und feucht. Es erregt mich, wenn du dich mir hingibst. Selbstverständlich bliebe ich völlig unbeeindruckt davon sitzen.

Ich weise dich an, dir ein Kondom zu nehmen und es mit dem Mund überzuziehen. Du bist ungeschickt, aber mit etwas Mühe schaffst du es nach einer Weile und befestigst den Dildo am Bett.

Du willst also hart genommen werden? Dann werden wir dich jetzt trainieren. Dehn‘ dich ganz kurz mit den Fingern vor. Wie ein Dom, der nicht einfach drauf los fickt, sondern erstmal beherzt vorfühlt.”
“So, das reicht. Jetzt bist du fällig. Lass den Dildo in deinen Hintern eindringen, und zwar zügig. Es darf ruhig anstrengend sein.

Deine Augen werden schmal, du beißt dir auf die Lippe. „Aber bevor du deinen Arsch überforderst, halt an.“ Du stoppst.

Um der Sache ein bisschen Nachdruck zu verliehen, kneif dir fest in die Nippel. Wir wollen ja sicherstellen, dass du dir wirklich Mühe gibst. Wenn dein Arsch wieder bereit ist, lass an deinen Nippeln etwas nach und schieb‘ den Dildo weiter rein.
Du tust wie dir geheißen und musst noch zweimal anhalten, aber danach gleitet der Dildo schon erstaunlich leicht ganz in dich.
Beweg dich vor und zurück. Ja, genau so. Sehr gut.

Deine Lider mit den schwarz geschminkten Wimpern schließen sich über deinen Augen, und deine roten Lippen öffnen sich leicht.

Wir wechseln nochmal die Position. Du legst dich auf den Rücken und führst einen großen Plug ein, den ich fernsteuern kann. Diesmal stellst du dir niemanden vor, diesmal ficke nur ich dich. Ich necke dich, indem ich dich warten lasse und erst einmal kaum Vibration einschalte. Dann lasse ich dich eine wellenartige Stimulation genießen. Manchmal stelle ich die Vibration auf volle Stärke und du stöhnst laut auf.

Ich lasse dich den Dildo in deine linke Hand nehmen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, deinen Penis nicht länger zu ignorieren. Du darfst dich anfassen.

Komm erst dann, wenn ich es dir erlaube. Und ich will, dass du dein Sperma auf dem Dildo verteilst.

Jetzt!“

Der Orgasmus schüttelt deinen halbnackten Körper. Ich stoppe die Vibrationen des Plugs und gebe dir ein paar Sekunden, um dich zu sammeln.

Behalte den Dildo in der Hand und zieh mit der anderen den Plug raus. Fahr mit dem Dildo nochmal durch das Sperma. Genau. Und jetzt führ ihn in deinen hübschen kleinen Arsch ein. Langsam. Gut so. Du warst wirklich sehr schön zu vögeln, Karolinchen. Das hier ist deine Belohnung.

Nimm ihn wieder raus.“ – „Deine Finger sind ja auch noch voll Sperma. Leck sie ab.

Gut, dann mach dich sauber. Mach es dir bequem.

Ich schweige, während du dich sammelst.

Wenn wir spielen, fühlt es sich an, als würde erst meine Führung dir den Mut geben, Karoline ganz hervortreten zu lassen. Der reizende Eifer, den du an den Tag legst, wirkt manchmal wie ein Flehen: Als würde Karoline sich danach sehnen, endlich aus dir herauszubrechen zu dürfen; als müsste ich dich dazu zwingen, dass du es ihr erlaubst.

Du lebst deine weibliche Seite nur im Privaten aus, meistens ganz allein. Mir macht es Spaß, sie zum Vorschein zu bringen und dir dabei Sicherheit und Bestätigung zu geben. Aber ich wünsche mir auch eine Welt, in der Karoline sich nicht verstecken muss. Eine Welt, in der niemand in Frage stellt, was du bist. Eine Welt, die dich wohlwollend anschaut, um deine Facetten zu entdecken, anstatt dich in ihre Schubladen von weiblich und männlich zu pressen. Eine, in der du Karl sein kannst und Karoline.

Du liegst jetzt entspannt auf der Seite und schaust in die Kamera. Wir lächeln uns an. Ich bespreche mit dir, wie du die letzte Stunde erlebt hast und dein Blick ist voll von Erschöpfung und Dankbarkeit.


Foto: Anna Shvets (pexels)