Irgendwas ist ja immer.
Übelkeit, Schwindel. Schüttelfrost, Erbrechen, Diarrhö.
Unterleibsschmerzen. Magenkrämpfe. Ziehende Schmerzen in die Beine und in den Nierenbereich.
Kopfschmerzen. Das Gefühl von Fieber, ohne dass es Fieber ist. Metrorrhagie seit 6 Monaten; kein Ende in Sicht.
Herzrasen, Atemnot. Schlafstörungen. Stimmungsschwankungen.
Frierender Körper. Hitzewallung. Unerträgliche Periodenschmerzen.
Müdigkeit. Erschöpfung. Kraftlosigkeit. Das Gefühl einer Blasenentzündung, ohne dass es eine ist.
„Blähbauch“, meine Community nennt ihn liebevoll auch „Endo-Belly“.
Ein Leben ohne Schmerzen kenne ich nicht. Seit ich denken kann, habe ich Bauchschmerzen. Meine Mutter kennt ihre Tochter nur mit „Bauchweh“. So war das schon immer.
„Sie ist gesund.“, „Die Testergebnisse sind unauffällig.“, „Ihr Kind bildet sich das nur ein.“, waren die Aussagen von den Ärzten, zu denen meine Mutter und ich gegangen sind. Sätze, die ich im Laufe meines Lebens häufig hören sollte. Wenn ich irgendwas hatte, bin ich zwar zum Arzt gegangen, mir war aber im Vorfeld schon klar, dass da nichts bei herauskommen würde. Meinen Hausarzt habe ich häufig gewechselt und zwar immer dann, wenn der Arzt mich nicht mehr Ernst nahm.
„Kopfsache.“, wie ich mir häufig anhören darf.
„Das ist nur psychisch.“ ein weiterer Satz, den ich im Laufe der letzten zehn Jahre sehr sehr häufig gehört habe. Mit 14 Jahren bekam ich die unbefriedigende Diagnose „Reizdarmsymdrom“. Als ich 18 Jahre alt wurde, bekam ich die Diagnose „Depression“; inoffiziell hatte ich schon viel länger mit Depressionen zu kämpfen. 8 Jahre danach kam eine „kombinierte Persönlichkeitsstörung“ und „Angststörung“ und nach weiteren 2 Jahren die „somatoforme Störung“ dazu. Warum die letzte Diagnose erst zum Schluss kam, ist mir bis heute ein Rätsel. Gesprochen wurde schon viele Jahre zuvor viel von diesem Begriff, aber offiziell kam die Diagnose erst im Jahre 2019.
Nun bin ich also eine 27 Jahre alte Frau mit vielen Diagnosen; die unglaublich viele Ärzte aufgesucht und mit ihnen nach Lösungen gesucht hat; die zwei stationären Aufenthalte, mit jeweils über 8 Wochen vor Ort, wegen der erkrankten Psyche hinter sich hat und einem fehlgeleitetem Körpergefühl, welches sich im Laufe der letzten Jahre zu einer hochsensiblen Regung gewandelt hat.
Auf meine Bedürfnisse zu achten habe ich erst so richtig mit 26 Jahren gelernt. Vorher wurde immer schön alles weggedrückt, weil es das Leben ja sonst erschweren würde. Meine Bedürfnisse zu erkennen und im besten Fall zu erfüllen, ohne andere vorm Kopf zu stoßen, ist natürlich immer noch ein Lernprozess.
Nächsten Monat werde ich 28 Jahre jung und seit einigen Monaten habe ich in meine Diagnose-Liste drei weitere Punkt aufgenommen. Davon eine Diagnose, die endlich Licht ins Dunkle gebracht hat. Eine Diagnose, die eine positive Änderung meines Lebens hervorgerufen hat. Ein Segen im Fluch, sozusagen.
Adenomyose.
Und weil Adenomyose nicht reicht, auch Endometriose und Hashimoto.
Vielen werden die ersten zwei Begriffe nichts sagen, daher kläre ich euch auf:
Endometriose ist eine „gutartige“ und chronische Gebärmuttererkrankung. Eine Autoimmunerkrankung, da die schleimhautähnliche Supstanz gegen den eigenen Körper arbeiten. Adenomyose ist Endometriose in der Gebärmutter-Muskulatur; die schmerzhafteste Form von Endometriose. Diese beiden Krankheiten sind wie ein Chamäleon der Medizin und kann die oben genannten Symptome hervorbringen. Kann. Muss aber nicht. Es gibt viele Menschen, die leben ihr Leben lang damit, um im hohen Alter davon zu erfahren, wenn die Gebärmutter aus welchen Gründen auch immer, entfernt wird. Oder wenn der Blinddarm beseitigt werden soll. Oder aber, wenn ein unerfüllter Kinderwunsch entsteht.
Ich habe 27 Jahre auf diese Diagnose gewartet. Bei vielen Frauen beginnen die Symptome der Endo mit dem Beginn der Periode. Bei mir war das nicht so. Ich hatte einfach schon immer Schmerzen. Ich wurde sehr wahrscheinlich mit einer erkrankten Gebärmutter geboren, die sich mit den Jahren immer schmerzhafter verhalten hat.
Meine Wärmedecke ist mein nächtlicher und oft auch täglicher Begleiter. Meine Freunde kennen mich nicht ohne Wärmflasche oder Wärmedecke. Daher habe ich auch eine Mamorhaut an meinem Bauch. Die Ärzte sagen, dass das nicht gut ist, aber eine Lösung haben sie für mich nicht.
Die oben genannten Symptome begleiten mich tagtäglich, mal mehr mal weniger schlimm. An guten Tagen habe ich nur Herzrasen oder nur mit Übelkeit zu tun. Oder auch nur Bauchweh. An schlimmen Tagen geht gar nichts bei mir. Hervorsehbar sind diese Tage natürlich nicht, wäre ja zu einfach.
Ich könnte noch viel mehr schreiben, denn es gibt darüber noch so viel zu sagen.
Beenden werde ich dieses Writing mit der Information, dass Endometriose eine unerforschte Frauenkrankheit ist und das, obwohl eine von zehn Frauen weltweit darunter leiden. Laut der Endometriose-Vereinigung erkranken in Deutschland jedes Jahr 40.000 Frauen.
Meiner Meinung nach eine Zahl, die sich sehe lassen kann. Geforscht wird aber nicht genug. Warum? Ja, warum wohl?
Foto: Luis Galvez (unsplash)
Herzlichen Dank für den wertvollen Artikel!
Toller Tipp.